Mein Traum oder...
(von Olaf Francke)
Der Film, in dem der MANN seine Identität hinterfragt hat in weiten Zügen etwas depressiv Bedrohliches, aber auch jede Menge Punkte, an denen man schmunzeln muss.
"Ich bin gegangen. Weggegangen."
Die ersten Worte des MANNes im Film stellen im Grunde unmißverständlich die gesamte Handlung des neuen Streifens aus der wtp-Schmiede zur Schau. Der Film "Mein Traum oder die Einsamkeit ist nie allein" handelt vom Gehen. Vom Weggehen. Diese simple Aussage, diese im Grunde einfache und doch so schwere Handlung hüllt Regisseur und Autor Roland Reber in ein fast infernalisches Feuerwerk aufrüttelnder Bilder.
Der MANN (Wolfgang Seidenberg) hat die FRAU (Marina Anna Eich), die MUTTER (Barbara Schmidt), die GELIEBTE (Sabrina Brechner), den FREUND (Andreas Heinzel) und den GROSSVATER (Wolfram Kunkel) verlassen, um sich selbst zu suchen. Auf der Flucht vor den Konditionierungen seiner Vergangenheit, ausgebrochen aus der vermeindlichen Sicherheit seiner gewohnten durchschnittsbürgerlichen Umgebung, strandet er in einer Industriebrache, die von GODOT (Mira Gittner) bewohnt wird. GODOT lebt nicht in, sondern von der Scheiße, sie durchwühlt die Abfallhalden und bereist mit einer aufblasbaren Gummiinsel die Kanalisation. GODOT ist ein Pendant zum sog. "White Trash", wie er uns, am Rande der Konsumgesellschaft lebend, aus Amerika bekannt ist. MANN und GODOT freunden sich an, eine Begegnung, die nur eine Nacht währt, jedoch ein ganzes Leben beinhaltet.
GODOTs gnadenlose Spiegelung seiner Hoffnungen und Ängste, ihre zuweilen ätzend-spöttische Offenheit bringen MANN zum Nachdenken. In immer wiederkehrenden Visionen im *zapp*-Style wird er durch sein Leben gejagt, und die Schatten der Vergangenheit dreschen auf ihn ein. In einer zentralen Szene, die auf einem Müllplatz spielt, führt GODOT ihn an etwas heran, daß er Zeit seines Lebens verdrängt, vergessen und verschmäht hatte: Die Kraft des freien Willens. In einem tiefsinnigen Dialog, dem es meiner Meinung nach etwas an Enthusiasmus mangelt, rüttelt GODOT den MANN auf, führt ihn an die Grenzen seiner selbstbeschränkten Existenz.
Der MANN erlebt die Rückschau auf sein erbärmliches, von Selbstbetrug und Fremdkonditionierung gesteuertes Leben in Form einer skurrilen Fernsehshow, in welcher von einem schmierigen TALKMASTER (Antonio Exacoustos) im Free-TV-Style die Stationen des MANNes karikiert werden. Hier erleben wir einen derben Seitenhieb des Regisseurs auf die konsumorientierte Coca-Cola Gesellschaft, zu der unser Sozialgefüge seit Ende des zweiten Weltkrieges mutiert ist. Wer jedoch der Meinung ist, früher sei alles besser gewesen, der wird von dieser Halluzination sogleich durch einen kleinen Gastauftritt von Adolf Hitler (Sven Thiemann) kuriert. Die jämmerliche braune Witzfigur, die da aus der Mülltonne mit der Aufschrift "Keine heiße Asche einfüllen" steigt und Judenwitze reißt, erinnert uns daran, daß gesellschaftlicher Fortschritt nicht in der Vergangenheit liegt.
Unterbrochen wird die abstruse Picture Show durch eine "Werbeeinblendung", in der sich Regisseur Reber selbst gehörig auf die Schippe nimmt. In einer weiteren Schlüsselszene auf dem Sofa vor der prädigitalen Medienwand sagt MANN zu GODOT: "Ich dachte, Du schläfst". Sie antwortet: "Woher weißt Du, daß Du wach bist?" Dieser Moment ist für den Film m.E. enorm wichtig. Der MANN hat ein Leben, ähnlich wie NEO, in einer Matrix verbracht. Aus dieser ist er in einem Akt der Freiwilligikeit ausgebrochen, um die Geburtswehen der realitätsnahen Selbstreflexion in ungeminderter Intensität zu erleben. Der MANN stellt sich den Hoffnungen und Ängsten, er enttarnt die Konditionierungen der Übereltern, welche wie die Hohepriesterin und der Hierophant des Thoth Tarot über ihm schweben, und im Verlaufe des Films wird er wiedergeboren als ein Stern, der nun seiner eigenen Bahn am Firmament folgt. Seine Reise durch das "Du" zum "Ich" ähnelt dem Narren des Tarot, der am Ende des Weges durch die großen Arkana sein eigenes Universum erschafft.
Roland Reber ist mit diesem Film, der auf den ersten Blick so völlig anders ist als sein Vorgänger "24/7-The Passion of Life", seiner Art dennoch treu geblieben: Er versteckt große Erkenntnisse in skurrilen, das Tagbewußtsein ablenkenden Bildern und verschafft sich so subtil Zugang zum Unterbewußtsein des Zuschauers. Dieser Film ist harte Kost, sowohl für das Auge (durch die Stakkatos von im Farbrausch explodierenden Bildsequenzen), als auch für den Verstand (durch mantramartig wiederholte Kinderreime und Verszitate). Gleichzeitig bringt Reber durch anzüglich wirkende Märchenkarrikaturen und frivole Texteinwürfe große antimoralische Geschütze in Stellung, mit denen er unser Korsett aus Erziehung und Konditionierung unter Beschuß nimmt. Und während dieses Trommelfeuer der audiovisuellen Eindrücke auf uns niedergeht, schleicht sich der Gedanke des Aufruhrs, die innere Revolution, wie ein Dieb in der Nacht durch die feindlichen Reihen in unser Unterbewußtsein, um dort zu keimen und Früchte des vermeindlich Bösen zu tragen. In diesem Sinne kommt GODOT ein wenig die Rolle des amoralischen Luzifer zu, eine Rolle, in der Mira Gittner schon in "24/7" geglänzt hat.
Das Aufrütteln der Gesellschaft durch Bilder, die direkt unsere z.T. bigotte Moral angreifen in Verbindung mit Texten, die leise und unspektakulär auffordern, sich selbst in Frage zu stellen, ist Rebers Kunst. Im neuen Film, der wesentlich näher am Theater ist, als die bisherigen Werke Rebers, verläßt sich der Regisseur auf diese Technik, er zapped permanent zwischen Verwirrung und Aufklärung hin und her. Zweifelsohne werden sich viele Zuschauer in den dargestellten Charaktären wiedererkennen, und einige Wenige werden sich in der Rolle der GODOT spiegeln können. Es bleibt zu hoffen, daß "Mein Traum oder die Einsamkeit bleibt nie allein" für möglichst viele "GODOTS" in den Abwasserkanälen unserer Gesellschaft dazu animiert, aus ihren Löchern zu steigen.
Daß dieser Film nicht mit einem 150-Millionen-Dollar-Hollywood-Budget gedreht wurde, sieht man ihm an. Aber das ist kein Makel, sondern eher ein Zeichen für Wahrhaftigkeit. Auch der Einsatz von Laien als Statisten (Kanalarbeiter, Müllwerker) trägt dem Film eher zu, als in zu profanisieren. Die Dialoge hätte ich mir an einigen Stellen authentischer, kraftvoller gewünscht, sie wirkten zuweilen etwas gestelzt. Alles in Allem jedoch ist "Mein Traum oder die Einsamkeit bleibt nie allein" ein absolut sehenswerter, aufregender Film, der nach den Vorführungen mit Sicherheit für interessante Diskussionen sorgen wird.
Das Ende des Films ist weitegehend offen, durch sein Weggehen von GODOT initiiert der MANN einen neuen Kreislauf, er zeigt dem Zuschauer, daß dieser Prozeß der Selbst-Werdung niemals endet und stetem Wandel unterworfen ist. Tun wir es also dem MANN nach und machen wir uns auf die Suche nach uns selbst...
ein Film von Roland Reber
mit Wolfgang Seidenberg, Mira Gittner, Marina Anna Eich, Antonio Exacoustos, Wolfram Kunkel, Barbara Schmidt, Sabrina Brencher, Andreas Heinzel, Sven Thiemann, Torsten Münchow
Deutschland 2007
Dramödie, 35 mm, Farbe, 1:1,85, Dolby SR, 100 Min.
KINOSTART: 13. März 2008 (Deutschland)
www.dieeinsamkeitistnieallein.de
MEIN TRAUM oder DIE EINSAMKEIT IST NIE ALLEIN ist eine phantasmagorische Exkursion in die Abgründe der Seele. In teils bedrückend realen, teils hinreißend surrealen Bildern voller Komik zappt der MANN (Wolfgang Seidenberg) durch seine Gedanken wie durch Fernsehprogramme – die Show des Lebens. Pressetimmen:
„MEIN TRAUM oder DIE EINSAMKEIT IST NIE ALLEIN ist ein tiefgründiges Meisterwerk für ein Publikum, das auch beim passiven Medium Film seinen Kopf benutzen möchte.“ (Sneakfilm.de, Michael Welsing)
„Herzlichen Glückwunsch an alle an diesem Kunstwerk Beteiligten vor und hinter der Kamera. Experimente sind das Elixier des neuen deutschen Films.“ (Dietmar Wladek, Freier Journalist)
„Ein hochmoderner Film, der vermutlich genau richtig kommt in einer Zeit, in der viele verloren gehen in dieser Multimediawelt mit explosionsartiger Verbreitung von Nachrichten ohne Inhalt. Ein hochintelligenter Film voller poetischer Bilder und Botschaften.“ (Gerhard Beer, Journalist)
„MEIN TRAUM oder DIE EINSAMKEIT IST NIE ALLEIN ist sicher kein Film für die breite Masse, dafür aber für alle, die sich im Kino nicht fallen-, sondern herausfordern lassen wollen.“ (Filmreporter.de, Belinda Grimm)
„Ohne Filmemacher wie Reber und Konsorten gäbe es nur noch Kantinenmampf fürs Hirn, seine Prise Chilli wird meinen Erfahrungsschatz Kino bald erweitern.“ (filmjournalisten.de, Julian Reischel)
INTERVIEW MIT ROLAND REBER (Buch und Regie)
Wie entstand die Idee zum Film?
Bei einer Autofahrt durchs Allgäu. Ich fahre gerne herum, um Ideen zu bekommen, dazu muss ich in Bewegung sein, im Stillstand funktioniert das nicht, es ist, als würde ich die Ideen beim Fahren einfangen können. Das Drehbuch beruht auf einem Theaterstück von mir, das ich 1985 im Ruhrgebiet inszeniert habe, damals mit Jochen Nickel in der Rolle des FREUNDes. Allerdings hat der Film nur noch mit der Grundstruktur des Theaterstücks zu tun, viele Szenen sind neu dazugekommen, die Figur des TALKMASTERs zum Beispiel gab es im Theaterstück gar nicht. Also bei einer Fahrt durchs Allgäu kam Mira Gittner und mir die Idee, diesen Stoff zu verfilmen und die Umsetzung im Spiel mit den verschiedenen Medienelementen unserer Unterhaltungskultur zu gestalten. Kurz danach gaben wir Wolfgang Seidenberg den Stoff zum Lesen und er war begeistert. Das war dann der zündende Faktor. Das war im März. Da Wolfgang nur bis Mitte Mai Zeit hatte, haben wir im Schnelldurchgang die Vorbereitungen begonnen und konnten Mitte April zu drehen anfangen. Aber letztendlich frage ich mich nie, woher ich meine Ideen bekomme, sie sind plötzlich da.
Was bedeutet der Titel?
Der Film spielt in einer Nacht, in der der MANN sein Leben reflektiert. Es bleibt aber offen, ob auch diese Nacht nur ein Traum ist. Die Traumbeschreibung ist eine Metapher für das Leben und dessen Gestaltung. Ich sehe keinen Unterschied zwischen Wachzustand und Traum, denn in jedem der Zustände denke ich, es sei real. GODOT sagt im Film: „Woher weißt du, dass du wach bist?“ Vielleicht sind wir alle Träumer, die darauf warten, aufzuwachen. Und der weiterführende Titel „Die Einsamkeit ist nie allein“ stammt von Antonio Exacoustos, der den TALKMASTER spielt. Er rief mich an und sagte, er hätte einen Titel für den Film. Mir gefiel dieser Satz und so entstand der Doppeltitel.
Sie bezeichnen den Film als Dramödie, was bedeutet dieser Ausdruck?
Dieser Film spielt in seiner Umsetzung mit verschiedenen Elementen der Medien- und Kulturlandschaft, also auch mit verschiedenen Genres. Da gibt es Elemente des Dramas, der Komödie, tragische Elemente und surreale Bildkompositionen, daher ist MEIN TRAUM oder DIE EINSAMKEIT IST NIE ALLEIN nicht in ein Genre einzuordnen, so wie das Leben selbst ein Mischmasch ist. Die Genrebezeichnung Drama-Komödie-Tragödie-Comedy – usw ist einfach viel zu lang. Wir haben das zu einem Wort zusammengefasst: Dramödie. Ich sehe das Leben als eine Dramödie. Sie haben einen eigenen Weg des Filmemachens und –produzierens. So sind die Schauspieler häufig auch in anderen Bereichen des Filmemachens involviert – wie z.B. bei Schnitt, Kamera, Drehbuch, Produktion etc. Wie sieht diese Arbeitsweise aus?
Für mich beginnt Schauspiel berührend zu werden, wenn es persönlich und authentisch ist und das erreicht der Schauspieler eher, wenn er sich mit der Rolle selbst auseinandersetzt und nicht irgendein Erfüllungsgehilfe eines göttergleichen Befehlsgebers ist. Das ist Militär, ich mache Filme. Ich sehe mich nicht als Dompteur, der dem Schauspieler vorschreibt, welche Grimassen er zu schneiden hat, ich erwarte von einem kreativen Künstler seine eigene Interpretation, sonst könnte ich die Rolle ja selber spielen oder auch die Kamera selber machen. Ich sehe mich eher als Dirigent, der die Solisten lediglich koordiniert und zu einem harmonischen Orchester zusammenführt. Alle nehmen am kreativen Prozess teil, der Produktionshelfer genauso wie der Hauptdarsteller. Das ist meine Definition von Team-Work, also ist es auch nicht „mein“ Film, sondern „unser“ Film.
Wie sehen Sie das Thema Mediengestaltung in Bezug zur heutigen Gesellschaft, Was war Ihre Motivation, das Thema Unterhaltungsindustrie in den Film zu integrieren?
Ich komme noch aus einer Generation, die erst Lesen und Schreiben gelernt hat bevor sie sich täglich eine Runde Schwachsinn auf der Flimmerkiste ansieht. Wobei ich betonen möchte, dass ich selber Konsument dieser Medien bin. Ich sehe sehr gerne James Bond. Aber ich lese auch Bücher.
Im Allgemeinen ist unsere Gesellschaft dekadent geworden. Die meisten sind weitaus mehr an Karriere, Geld und Party interessiert, als das Leben oder irgendetwas zu hinterfragen oder sich mal eigene Gedanken über irgendein Thema zu machen. Und die massenmediale Unterhaltungskultur hat viel dazu beigetragen. Die meisten sind auch gar nicht mehr wirklich fähig, sich eigene Gedanken zu machen, es wird einem ja nicht mehr beigebracht wie man denken soll, sondern nur, was man denken soll. Es kommt einer Massenhypnose gleich, die meiner Meinung nach gesteuert ist, und davon ablenkt, die Gesellschaft oder auch sich selbst zu hinterfragen. Es ist nun mal bequemer, den neuen FilmFilm zu sehen, als sich selbst gegenüberzutreten.
Zum anderen geht es in dem Film über die Selbst- bzw. Fremd-Inszenierung des Lebens. Jeder spielt seine Rollen, seine Spiele, seine Show, die wir dann für die Realität halten. Die aktuelle Mediensituation ist nur ein Spiegel unseres eigenen Lebens, das jeder für sich selbst inszeniert aber nicht nach seinen Bedürfnissen, sondern nach dem, was für den Zuschauer bzw. die „Einschaltquote“ am wirksamsten ist.
Was wollen Sie dem Zuschauer vermitteln?
Ich mache mir erst Gedanken über eine Bedeutung, wenn der Film im Kino läuft und ich mit dem Publikum diskutiere. Wenn ich von vornherein eine vorgefertigte Interpretation hätte, hieße das, dem Film und letztendlich dem Zuschauer die Vision der eigenen Gedanken zu nehmen. Ich habe eine Idee und lasse mich von der Idee tragen. Was ich mir vom Zuschauer wünsche, ist Resonanz. Der Film soll in den Gedanken und Herzen des Zuschauers nachklingen, wenn er den Kinosaal verlässt. Das will ich erreichen, ohne dem Zuschauer eine geheuchelte Botschaft aufzudrängen. Für mich ist Filmemachen ein Dialog zwischen mir und dem Zuschauer. Jedoch, wie ich mich selbst nicht völlig verstehe, verstehe ich auch meine Filme nicht völlig. Ich sehe meine Art des Kinos als Abenteuer des eigenen Geistes, das zum Denken provoziert.
Sie machen Ihre Filme ohne öffentliche Fördermittel. Was ist Ihrer Meinung nach der beste Weg, ohne den gewohnten Druck des Marktes ein unabhängiger Filmemacher zu werden?
Die Art und Weise, wie wir die Filme produzieren ist unabhängig. Und dafür ist meiner Meinung nach der beste Weg der individuelle. Jeder Filmemacher sollte seinen eigenen Weg gehen. Wir machen Filme mit geringem Budget, so dass wir selber produzieren können und somit haben wir immer die volle Autorität über das, was wir machen. Wir nutzen unser eigenes Equipment, von der Produktion über Postproduktion bis zur Vermarktung machen wir alles selber. So kann uns niemand reinreden und das gibt uns die Freiheit, kreativ zu sein. Außerdem finde ich, dass nicht der Steuerzahler für meine verrückten Ideen aufkommen sollte.
Inzwischen sind die meisten Filme zu reinen Produkten geworden, zu Anlageobjekten. Sie werden zurechtgeschnitten und überwiegend von Finanziers entschieden, die von der Nachfrage des Marktzwanges abhängig sind. Wenn wir uns weiterhin von diesen Sachverwaltern der Geldgeber dominieren lassen, wird es nur noch Filme von der Stange geben. Die Filmemacher sollten wieder die Verantwortung für ihre Filme übernehmen, den Mut zu kreativen Abenteuern haben und Filme entwickeln, die nicht nur im Büro nach Marktwert designed werden.
Wie auch schon bei den vorherigen Filmen hat der Film ein offenes Ende. Was bewegt Sie dazu, Ihre Filme immer offen zu lassen?
Die Geschichte von MEIN TRAUM oder DIE EINSAMKEIT IST NIE ALLEIN hat keine stringente Handlung, wozu brauche ich also ein stringentes Ende? Wissen Sie heute schon, wohin Sie das Leben morgen führt? Wissen Sie, was am Ende des eigenen Filmes passiert? Sie wissen, dass es endet, aber nicht wie.
Am letzten Drehtag, als wir gerade eine ganz andere Szene ausgeleuchtet haben, stand Wolfgang Seidenberg vor dem Scheinwerfer und die Kamera warf dieses Bild auf den Monitor. Wir fanden die Einstellung toll und haben sie gefilmt. So ist das Ende des Filmes entstanden, das auch die letzte Einstellung der Dreharbeiten war.
Ich will am Ende den Zuschauer, der mir 100 min lang gefolgt ist, nicht mit leeren Worthülsen abspeisen, die ich selbst nicht glaube. „Keine Floskeln“. MEIN TRAUM oder DIE EINSAMKEIT IST NIE ALLEIN hat keinen Leitspruch wie „wenn, dann“. Ich habe selbst auf so viele Dinge in meinem Leben keine Antworten, dass es unfair wäre, so zu tun, als hätte ich welche. Ich habe sie nicht im eigenen Leben, also auch nicht im Film. Aber wenn es mir gelungen ist, etwas zu vermitteln, kann der Zuschauer seine eigenen Schlüsse daraus ziehen und diskutieren. Derartige Diskussionen gehören für mich zu den schönsten Auswirkungen des Filmemachens. Bei dem Film 24/7 THE PASSION OF LIFE sind wir monatelang durch Deutschland und Österreich getourt, um in über 60 Kinos den Dialog mit dem Publikum zu führen.
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