Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold
(von Olaf Francke)
Nachdem am 29.08.2020 in Berlin eine exorbitant angewachsene Anzahl an Reichsflaggen (vorwiegend kaiserlich) gesichtet wurde und es zu einem Ansturm auf die Reichstagstreppen kam, startete unverzüglich eine PR-Offensive.
Um Bilder wie das obige sich nicht allzu oft wiederholen zu lassen, beginnt die bundesdeutsche Propagandamaschine auf Hochtouren zu laufen. Auf der Social Media Plattform "Facebook" kann man nun sein Profilbild oder ein Video in einer One-Click-Action mit einer hübschen Banderole verzieren, die besagt: "UNSERE DEMOKRATIE - UNSERE FARBEN", gefolgt von einen schwarz-rot-"goldenen" Streifen und der Aufforderung, dem Beispiel nachzueifern.
Da wird also der Begriff "REICH" neu geframed. Diejenigen, die mit den Schwarz-Weiß-Rot-Flaggen laufen, sind künftig "NAZIS" (nach Godwin's Law), und REICH ist das Gute, das Schwarz-Rot-Goldene. Um das zu untermauern, wird der Verein "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold - Bund aktiver Demokraten" ins Boot geholt, der bietet an, sich per Klick zu den GUTEN FARBEN zu bekennen. Das neue Frameset lautet:
"Schwarz-Rot-Gold = gutes Reich / Schwarz-Weiß-Rot = Böses Reich"
Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, kurz Reichsbanner, war während der Weimarer Republik ein politischer Wehrverband zum Schutz der demokratischen Republik. 1924 in Magdeburg gegründet, 1953 in Bremen neu gegründet als Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold – Bund aktiver Demokraten e.V., heute ist das Reichsbanner ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. Prominente Mitglieder sind u.a.: Andreas Geisel (Innensenator Berlin), Sigmar Gabriel, Kurt Beck, Martin Schulz, sowie zahlreiche Bundes- und Landtagsdabgeordnete.
Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbanner_Schwarz-Rot-Gold
Vorsitzender ist der durchaus umstrittene SPD-Politiker Johannes Kahrs, um den sich mancher Skandal rankt. So soll er 1992 eine politische Mitbewerberin mit anonymen Anrufen versucht haben, einzuschüchtern, auch hohe Spenden der Rüstungsindustrie und der Warburg-Bank an seinen SPD-Kreisverband wurden bekannt. Er ist unter anderem Mitglied der Deutschen Atlantischen Gesellschaft (eine NATO-Lobbygruppe).
Infos: https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kahrs
FRAGE: Ist es wirklich notwendig, mit einem windigen Traditionsverein, der sich aus "Mitgliedsbeiträgen und (nicht näher verifizierbaren) Spenden" finanziert, in der modernen Zeit Rabatz zu machen für Demokratie? Schaffen es die Deutschen nicht, sich vom Empire- sprich: Reichsgedanken zu lösen? Sind sie so traditionsversessen, dass sie die alten Banner aus der Mottentruhe holen, um gegen die von Q-Anon und Ewiggestrigen gebildeten elenden Häufchen an Fahnenträgern zu übertönen?
Ich persönlich finde diese PR-Offensive vollkommen daneben und so typisch deutsch wie Aktendeckel, Hängeregister und Stempelkarussell neben dem PC.
Weitere Infos über die Vorgänge am Reichstag am 29.08.2020 BLOGARTIKEL | YOUTUBEVIDEO
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